GEGENREDE

Datum: 5.9.2008

Sehr geehrter Herr ...,

angehängt finden Sie die Antwort von Herrn Dr. Axel Troost für die Fraktion DIE LINKE.

Mit freundlichen Grüßen

Suleika Reiners

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Sehr geehrter Herr ...,
Ihrer und Herrn Professsor Ortliebs Kritik an der einseitigen Mathematisierung der Ökonomie stimme ich eindeutig zu: als Politiker ebenso wie als Wissenschaftler und Mitglied der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik (http://www.memo.uni-bremen.de/).
Was mathematisch richtet ist, stößt zugleich an die Grenzen der Modellbildung. Ein Problem ist z.B. die Auswahl geeigneter mathematischer Beschreibungsmittel: Man denke nur an die beschränkte Brauchbarkeit der Differential- und Integralrechnung für die Volksund Betriebswirtschaftslehre und deren höchst zögerliche Ergänzung um geeignetere Verfahren.
Mathematisieren ist vergleichbar dem Musizieren eine schöpferische Tätigkeit, deren Resultate sich vollständiger Objektivität entziehen. Selbst wenn die Mathematik als Hilfswissenschaft stellenweise nützlich ist, benötigt eine ausgewogene Wirtschaftslehre den Bezug zu Geschichte und Politik.
Den Anspruch, die Funktionsfähigkeit des Kapitalismus mit Hilfe eines mathematischen Modells widerlegen zu wollen, halte ich für ebenso gewagt wie Versuche, das Gegenteil mit mathematischen Mitteln zu beweisen. Ein wirtschaftliches Gesamtsystem, zumal in offenen Volkswirtschaften, besteht aus zu vielen Faktoren, um auf ein mathematisches Modell reduziert zu werden.
Fest steht: DIE LINKE. denkt über eine „soziale, ökologische Marktwirtschaft“ hinaus. Gerade das ist ihr Merkmal. Sie wäre sonst schlicht überflüssig. Vorschläge DER LINKEN.
für einen wirtschaftspolitischen Richtungswechsel, der mit konkreten Maßnahmen beginnt, sind z.B.: Rekommunalisierung statt Privatisierung, Schutz öffentlicher Daseinsvorsorge, eine solidarische Bürgerversicherung, flächendeckende Mindestlöhne statt Lohnsenkungswettbewerb und kooperative Steuerpolitik statt Steuersenkungswettbewerb.
Auch beschränkt DIE LINKE. sich nicht darauf, Finanzkrisen durch Regulierung verhindern zu wollen. Sie fordert ebenso die realwirtschaftliche Stärkung von Konjunktur und Beschäftigung sowie der öffentlichen Umlagefinanzierung der Rente. Schließlich sind die spekulativen Entwicklungen maßgeblich auf die Privatisierung der Altersvorsorge und die jahrzehntelange Umverteilung von unten nach oben zurückzuführen.
Mit freundlichen Grüßen für die Fraktion DIE LINKE.